Go West

Auf der Suche nach der perfekten Welle

Vor zwei Wochen betrat ich in Irun den Norden Spaniens, hunderte Kilometer später sitze ich in einem Café in Santiago de Compostela und lasse die Zeit Revue passieren. Tausende Höhenmeter ging es hinauf und gleichviel wieder hinunter – ein ständiges Auf und Ab. Wunderschöne Küstenstrassen, traumhafte Buchten und monotone Hauptstrassen prägten sich in meinen Geist und Körper ein. Ich habe gelitten und gelacht, habe mich vom Land verzaubern lassen und die Menschen in mein Herz geschlossen.

NORDSPANIEN – MOVIE

Nur wo du zu Fuss warst, bist du auch wirklich gewesen.

Viele Kilometer war ich auf dem Camino del Norte oder Camino de la Costa unterwegs. Einer von vielen Jakobswegen, welcher nach Santiago de Compostela führt. Doch weder eine auferlegte Busse, die Erfüllung eines Gelübdes oder eine geistliche Vertiefung war und ist das Ziel meiner Reise. Mein geografisches Ziel ist somit auch keine Wallfahrtskirche, sondern die perfekte Welle, welche mich anspornte, jeden Tag weiter Richtung Westen zu schreiten – oder in den Worten von Johann Wolfgang von Goethe: «Nur wo du zu Fuss warst, bist du auch wirklich gewesen.»

Die Suche nach der perfekten Welle lag auf Eis. Ich hatte weder genügend Kraft noch die notwendige Koordination zum Surfen.

Die knapp 1’000 Kilometer entlang der Nordküste Spaniens waren nicht immer leicht. Zu Beginn wurde ich von heftigen Stürmen und Regenschauern heimgesucht, die Ausläufe der Pyrenäen forderten meinen Körper hinaus und manch eine Steigung brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Doch es gab nur einen Ausweg: Aufstehen und weitergehen. Das Surfen der perfekten Welle rückte weit, weit in die Ferne. Doch es konnte ja nicht immer regnen und wenn es hoch geht, muss es irgendwann auch wieder runter gehen. Nach einer Woche beruhigte sich das Wetter und auch die hügelige Landschaft legte sich immer mehr, so dass ich wieder genug Kraftreserven übrig hatte, um surfen zu gehen.

Wenn die Sprache der Schlüssel zur Seele eines Volkes ist, so blieb mir manch eine Türe verschlossen. 

Mein ursprünglicher Plan im vorhergehenden Land die Sprache des nächsten Landes zu lernen ging so ziemlich in die Hose und so betrat ich Spanien ohne jegliche Sprachkenntnisse. Während ich mich in Frankreich mit meinem Schulfranzösisch durchschlagen konnte, verstummte manch ein Dialog nach der Begrüssung und einem «lo siento no hablo español» am Strassenrand. Es verschloss sich eine Welt für mich und so werde ich für diese und all meine zukünftigen Mikroexpeditionen Ludwig Wittgenstein zustimmen: «Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.»

 

 

Seine gesamte Reise kannst du unter www.oana.surf nachverfolgen. In regelmässigen Abständen versorgt Thomas uns mit Reiseberichten, Bildern und Videos, welche auf der Webseite und auf Facebook unter dem Hashtag #OANATRIP veröffentlicht werden. Stay tuned!

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